Aus Fulda zu Bad Kissingen und Burg Wernfels

Robert Klenk hat bereits aktuell berichtet, aber ich hatte die Turniere aus relativer Nähe auch verfolgt, habe Fotos, Infos zu einigen Partien, … . Ich hatte auch erwogen, ab Fulda mal in Bad Kissingen vorbei zu schauen – warum dann doch nicht siehe ganz unten. Es bestätigte sich, dass Tarrasch ein sexy Verein ist: jeweils 6/7 für Siri und Aaron, Platz 6 für Pierre und – nun ja passt nicht ganz – vor der letzten Runde Platz 7 für Arthur. Warum alle vier bei bayerischen Meisterschaften dabei waren: Siri war als Vorjahressiegerin der U14w vorqualifiziert, bei den drei anderen lag es offenbar an erfolgreichen Freiplatzanträgen bzw. daran, dass andere Münchner auf das Turnier verzichteten.

Mal „Lady last“ denn Bad Kissingen ist näher an Fulda, und mit Patrick Schwan hatte ich während dem Turnier Kontakt – von ihm stammen auch die ersten drei Fotos. Im Internet relativ wenig, „traditionell“ ist es wohl in der JH Bad Kissingen etwas bescheiden. Ein Foto mal gleich zu Beginn:

Das sind alle Teilnehmer der U14 bzw. fast alle – es waren insgesamt 22 und auf dem Foto zähle ich bis zwanzig, wobei Thomas Sörgel (hinten in blau) nicht mitspielte. Bevor Aaron nochmal individuell fotografiert wird ein paar Worte warum. Patrick schickte mir Partien (abfotografierte Formulare) aus Runde 2-4, das war eine Eröffnungreise durch Europa: In Runde 2 stand ihm im sizilianischen Drachensumpf das Wasser bis zum Hals, aber Aaron überlebte, konnte dann gar besser stehen aber es wurde Remis. Gegen einen nominell knapp 200 Punkte besseren Gegner (Levin Isbilir, SC Erlangen) auch mit Weiß ein gutes Ergebnis – wobei bei bayerischen Jugendmeisterschaften die DWZ-Favoriten nicht immer ganz vorne landen. In Runde 3 dann mit Schwarz Shopping in London: ein Bauer, noch einer und am Ende eine Figur bzw. der Gegner gab wohl zuvor auf. Er hieß Pierre Lipinsky – bei Tarrasch-Duellen kann eben nur einer gewinnen oder es wird Remis, soll auch vorkommen.

Noch war es nicht soweit, danach entführte Aaron den Garchinger Elias Wunderlich in die französische 3.Ld3-Provinz, schnappte sich auf c5 einen schwarzen Bauern und „der Rest war Technik“. Dann dachte Aaron vielleicht „100% gegen Tarrasch muss nicht sein“, tags darauf daher Remis gegen Arne Deschler (Hauptverein Noris-Tarrasch Nürnberg, aber in Kelheim sind sie Vereinskollegen). Dann wieder ein Schwarzsieg, und in der letzten Runde gab es an den ersten sechs Brettern fünf Schwarzsiege – einmal aus Tarrasch-Sicht das falsche Ergebnis, wäre am Spitzenbrett auch der Fall gewesen aber da gewann Aaron mit Weiß.

Das war die Belohnung, und gleich noch ein Foto der besten drei:

Links Tarrasch und Kelheim (Arne Deschler), in der Mitte Tarrasch und Kelheim, rechts Garching – Elias Wunderlich durch Schwarzsieg in der letzten Runde gegen Pierre Lipinsky. Tarrasch-Garching 5-0 wäre vielleicht auch zu viel gewesen. Den Rest machte Siri anderswo, aber ich bleibe noch in Bad Kissingen. Für Pierre so nach abwechslungsreichem Turnier am Ende Platz 6. Kleine Enttäuschung für Aaron: kein dreistelliger DWZ-Zugewinn sondern nur 99 Punkte, das kann er sicher verkraften [hat sich nun geklärt: nach der offiziellen DWZ-Auswertung sind es doch genau 100 Punkte, wobei es eventuell nochmal eine Neuberechnung gibt].

Arthur hatte bei der U18 ein abwechslungsreiches und dabei insgesamt – an 15 gesetzt – sicher gelungenes Turnier. Auf der Habenseite vor allem Siege gegen die Nummer 2 und 3 der Setzliste, ersteres gegen Mircea Bratu (SG Schwabing München) auch Revanche für zuvor die Münchner Meisterschaft. Eventuell hätte er auch noch die Nummer 1 bekommen, aber Max Ponomarev beendete das Turnier vorzeitig – das hatte wohl andere Gründe als Angst vor Arthur. Am Ende für Arthur Platz 11 mit 3,5/7, direkt vor Max mit 3/5.

Und nun auf die Burg Wernfels bei Nürnberg:

Fotos von der Turnierseite, dieses aus Runde 2 mit am Spitzenbrett der U16 Siri gegen Katja Frowein. Welche Eröffnungen Siri spielt verrate ich mal nicht, wobei das Foto es verrät. Es verrät auch, dass in allen Altersklassen das Spitzenbrett live übertragen wurde – daher kenne ich auch den Rest dieser und alle anderen Partien von Siri. Anfangs spielte sie da, weil sie Nummer 1 der Setzliste war, später weil sie immer Nummer 1 der Tabelle war. Auch hier gilt übrigens: Veronika Flierl (später bayerische Meisterin U14w) erkennt man auch von hinten.

Nachmittags wurden noch mehr Spielerinnen abgelichtet. Siri distanzierte da bereits die eine Konkurrentin Emily Alferova, und tags darauf die andere Konkurrentin Selina Racky. Wie kamen Siege generell zustande? Sie war quasi Burgfräulein (oder Prinzessin?) zu Pferd: in der ersten Runde eine Kombination unter Einsatz beider Springer, später zwei Siege in Springerendspielen. Vielleicht steckte Absicht dahinter, vielleicht war es auch „et kütt wie et kütt“ (es kommt wie es kommt) – sagt mein Fuldaer Bürokollege, ursprünglich aus Köln.

In Runde 6 hat vielleicht ausgerechnet Siegbert Tarrasch den vorzeitigen Titel für Siri verhindert. „Vor das Endspiel haben die Götter das Mittelspiel gesetzt“ – Siri hatte bei beiderseitigem Königsangriff das Nachsehen. Dann galt aber auch Artikel 3 des Rheinischen Grundgesetzes „Et hätt noch emmer joot jejange“ (Es ist bisher noch immer gut gegangen): abschließend Sieg im Turmendspiel (passt ja auch zu einer Burg) gegen Liana Muhina – damit 3-0 gegen Garching und der ungefährdete Turniersieg. Siegerinnenfotos gibt es offenbar noch nicht im Internet.

Wie geht es nun weiter? Für Siri und Aaron Anfang Juni (4.-12.6.) mit der deutschen Einzelmeisterschaft in Willingen im Sauerland. Für Siri, Aaron und Pierre im August ebenfalls in Willingen mit der DVM U14 – Siri macht zwischendurch eine Verjüngungskur, um nochmals in dieser Altersklasse zu spielen. Quatsch, es ist ja die nachgeholte DVM 2021, ursprünglicher Termin war der traditionelle Ende Dezember.

Warum habe ich ab Fulda nicht in Bad Kissingen vorbeigeschaut? Zwei Gründe: Zum einen sind es zwar nur 60km, aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist es kompliziert – Bus mit vielen Zwischenhalten und einmal umsteigen oder Zug über Würzburg. Zum anderen gilt das „Hessenticket“, das ich hier im öffentlichen Dienst bekomme (gratis öffentlicher Nahverkehr im ganzen Bundesland), in einige Richtungen aber kaum in Richtung Süden – im ICE kam jedenfalls November bis Februar kurz nach Abfahrt in Fulda die Durchsage „wir sind im Freistaat Bayern, ab sofort FFP2-Maskenpflicht“. Richtung Südwesten hatte ich letzte Woche – Arzttermin in Frankfurt, auch mal wieder U-Bahn fahren. Richtung Norden nach Kassel hatte ich noch nicht. Richtung oben auf die Wasserkuppe hatte ich am Ostersonntag – kurz danach wäre Schluss gewesen denn dann beginnt Thüringen, war aber sowieso Endstation der Busverbindung. Ich bin quasi im Mittelmaß angekommen: Die Wasserkuppe (950m) ist der höchste Berg in Hessen – Bayern hat dreimal mehr zu bieten, die Niederlande dreimal weniger. Richtung Westen nach Willingen – schau’n mer mal.