Platz 4 für U20 – das Glas ist halb voll?

Am liebsten schreibt man natürlich über Erfolge, wobei der Bericht zu U10 in Regensburg auch Spaß gemacht hat. U20 in München – ebenfalls sieben Runden, aber bei längerer Bedenkzeit über vier Spieltage verteilt – war am Ende zwischendrin. Eine Konstante gibt es: Ich war als Mannschaftsführer stolz dass ich etwas schaffte, was einigen Kollegen nicht gelang – Tarrasch spielte immer zu viert. In München (bzw. Kirchheim, Haar und München-Neuperlach) trotz Überschneidung mit diversen Terminen auf bayerischer und am Ende auch deutscher Ebene. Plan war, dass ich dafür eine Fußball-Mannschaft brauche – elf Spieler für je vier an vier Terminen. Dann spielte einmal auch Brett 13, und das war keine Glückszahl. Silvia Prinzen, auch schon öfters Mannschaftsführerin, schrieb dazu „Ich hab selten so eine komplizierte Spielerplanung gesehen…“.

Die eigene Aufstellung konnte ich kaum beeinflussen – nur am letzten Tag hatte ich sechs Spieler und brauchte nur fünf. Alle, die Zeit hatten und spielbereit waren, gaben ihr Bestes. Noch weniger bzw. gar nicht beeinflussen konnte ich gegnerische Aufstellungen gegen uns sowie unsere Konkurrenten an der Tabellenspitze: Münchener SC, selbst Konkurrent, spielte nur gegen Tarrasch mit ihrem rumänischen Spitzenbrett (DWZ 2112). In der letzten Runde haben sie es auch versucht bzw. geplant, aber dann Zeitüberschreitung nach null Zügen. Garching 2 spielte gegen Münchener SC gar nicht und gegen SF München und Zugzwang mit Brett 6, 11 und 17. Zum Schluss gegen Tarrasch waren sie zwar auch nur zu dritt, aber immerhin Brett 4-6. Höhenkirchen verzichtete auf Matches gegen Münchener SC und weniger turnierrelevant Haar. Der Münchener SC war damit besser als in Regensburg die U10 von Tarrasch – die gewann nur ein Match kampflos, und da lag es an der Auslosung. Bei der Münchner U20-Mannschaftsmeisterschaft war es dagegen in allen geschilderten Fällen wohl (jedenfalls auch) höhere Gewalt. Aber am letzten Tag erklärte Turnierleiter Tobias Felser auch, wann höhere Gewalt eine akzeptierte Ausrede ist und nicht zu Partieverlust führt – da gibt es recht strenge Kriterien.

Fotobericht nun nur vom letzten Tag, der ist noch frisch in Erinnerung – und am zweiten von vier Tagen war ich ja selbst nicht vor Ort in Haar, sondern in Regensburg. Silvia Prinzen übernahm die Mannschaftsführung – dank ihr bzw. wohl vor allem dank den Spieler/innen da ein 3-1 gegen den späteren Turniersieger.

Nur am vierten Tag waren alle an einem Ort, das sind nur drei von noch mehr Mannschaftskämpfen (auch zweite und dritte Liga). Gymnasium Quiddestraße ein prima Spielort – auch aber nicht nur, da für mich selbst fußläufig erreichbar. Vorne mit Gesicht zur Kamera die Tarrasch-Truppe an diesem Tag: von links nach rechts, von vier nach eins Hüseyin, Daniel, Pierre und Arthur. Spielervater Markus muss 1,50m Abstand einhalten und im Stehen galt auch Maskenpflicht – am Brett blieb es den Spielern überlassen.

18 Sekunden später. Dass Daniel (auch ziemlich verdeckt noch erkennbar) und sein Gegner aus alter Gewohnheit gegen Corona-Regeln verstoßen hatte keine Konsequenzen, viel später einigten sie sich dann auf Remis. Auch Pierre spielte Remis, sein letzter Zug war vielleicht der beste der Partie: Der Gegner konnte dreizügig mattsetzen – was Pierre wusste aber er versuchte ein Remisangebot und war damit erfolgreich. Siege links und rechts von Hüseyin und Arthur, soweit lief es nach Plan.

Nicht eingeplant war, dass SF München parallel gegen Münchener SC gewinnt, dabei trotz dieser Schlusstellung:

Mattsetzen mit Läufer und Springer funktionierte fast, es fehlten nur ein paar Buchstaben im Alphabet. Mit dem Handy kann man ja auch Videos filmen, aber das machte ich bei dieser Gelegenheit nicht – kurze Geste des Weißspielers, emotionale Reaktion des Schwarzspielers. Dieses Endspiel wurde auch nach dem Turnier noch diskutiert, andere Endspiele vielleicht auch. Ich konnte eine Anekdote aus meiner eigenen Jugend, also aus dem letzten Jahrtausend beisteuern: „in Deinem Alter hatte ich das mal gewonnen“ – zur allgemeinen Überraschung: Gegner, Turnierleitung und auch ich selbst. „Das wurde wohl Remis?“ „Nein, Richter hat gewonnen.“ Damals hatte ich dieses Endspiel zufällig kurz zuvor studiert. Bei Tarrasch überlasse ich den Trainern, ob und in welcher Gruppe das mal demonstriert wird – aktuell könnte ich Diego, Ralf, Robert, Soham oder Andrei nicht vertreten sondern müsste mich erst selbst vorbereiten.

Runde 2 an diesem Tag, Runde 7 insgesamt. Tarrasch – Garching 2, Stand 1-0 für Tarrasch denn bei Garching fehlte Brett 1. Das durfte daher auch bei Tarrasch fehlen, Aaron musste nicht anreisen. Damit vorne Brett 2, Duell mit Handicaps: Katja Jamie Frowein im Rollstuhl, Pierre mit Krücken – beides wohl nur vorübergehend. Die Krücken gewannen später, leider kein Punkt an den beiden anderen Brettern und damit 2-2.

Etwas später war erst ich zu spät, wobei das keine ernsthaften Folgen hatte – mein Magen konnte und musste sich noch etwas gedulden: die Bäckerei in der Nähe hat samstags nur bis 14:00 geöffnet, was ich ca. 14:05 bemerkte. Durch diesen kleinen Ausflug zwischendurch habe ich eine noch geringere aber mit Folgen verbundene Verspätung im Turniersaal nicht direkt mitbekommen. Ich kam zurück, und Michael Reiß, Mannschaftsführer des Münchener SC, unterhielt sich draußen mit Patrik-Robert Maruntis – muss der nicht an sein Brett, und zwar sofort? Karenzzeit beträgt 30 Minuten, aber wie sich herausstellte war er bereits am Brett aber 10 Sekunden zu spät – daher in diesem Match 1-0 für Zugzwang. Wer zu spät kommt, den bestraft der Schiedsrichter – Tobias Felser hätte als relevante höhere Gewalt nur z.B. Schneesturm akzeptiert.

Der Münchener SC hat nach eigener Aussage noch Nachholbedarf bei der Jugendarbeit, dazu gehört neben Schach vielleicht auch: Reiseplanung, Umgang mit Navigationsgeräten (das Werner-von-Siemens-Gymnasium ist an der Quiddestraße in Neuperlach, nicht an der Wernerstraße in Bogenhausen!), eventuell Sprinttraining damit man nach spätestens 29 Minuten und 59 Sekunden am Brett erscheint. Was bei Tarrasch ansteht: nun ich habe zwar zwei Partieformulare abfotografiert, aber bisher noch nicht betrachtet.

Das war dann der Endstand im Turnier – dass Tarrasch gegenüber dem Münchener SC bei Brettpunkten Nachholbedarf hat hat mehrere Gründe. Dass Tarrasch den höchsten DWZ-Schnitt hatte hat vor allem einen Grund, aber wir verzichteten komplett auf einen Titelträger (in dieser Altersklasse ist nicht Dr. gemeint).

Nur noch die individuellen Ergebnisse aller eingesetzten Tarrasch-Spieler: Siri 2/3, Aaron 1/1 (in null Zügen, damit nicht DWZ-gewertet), Arthur 2/6 (nach 0/4, ganz verlernt hat er es also nicht – aber das zeigte er schon zuvor bei einem Turnier in Innsbruck), Pierre 1.5/2, Alexander 2.5/3, Daniel 2.5/5, Hüseyin 3/4, Nathan 1/2, Ferdinand 0/2 (mein Fehler, dass ich ihn an Brett 13 gemeldet hatte?).

Schon morgen – Sonntag 24.10. – spielt der FC Tarrasch beim DWZ-Pokalturnier in Vaterstetten, elf Spieler querbeet in den diversen Turnieren. Für den DWZ-losen Hüseyin gab mir Turnierleiter Helge Frowein die Wahl, ob er ihn mit 1200, 1300 oder 1400 einteilen soll – ich sagte 1400, er soll starke Gegner bekommen. Später stellte sich heraus, dass ich Ahnung vom Schach habe: Ich habe Hüseyins „live DWZ“ hier berechnet: 1403. Dabei auch seine Niederlage gegen Tamino Rat in der Vereinsmeisterschaft, wobei das erst irgendwann 2022 zur Auswertung eingereicht wird. Aber mit vier Partien aus der Münchner U20-MM und drei aus Vaterstetten bekommt unser türkischer Neuzugang schon zuvor seine erste offizielle DWZ, schau’n mer mal.