Nach dem Corona-bedingten Ausfall der vierten Runde in der Münchner Mannschaftsmeisterschaft fand am 11.3 endlich wieder ein regulärer Spieltag statt. Erwartet wurden die Schachfreunde München, die auf dem Papier nach DWZ stärker einzuschätzen sind als unsere vierte Mannschaft. Der Mailverkehr vor dem Wettkampf war sehr umfangreich. Zum einen lag dies an den notwendigen Ersatzspieler-Abtretungen für andere Mannschaften, zum anderen an den krankheitsbedingten Ausfällen. Da auch Dirk nicht spielen konnte übernahm ich den Mannschaftskapitän Posten vertretungsweise. Das erinnerte mich ein wenig an meine Studienzeit, während der ich in meinem Schachclub in Hannover zwei Jahre lang auch Mannschaftskapitän gewesen war. Allerdings hatte ich die hektischen Situationen vor und während des Wettkampfes nicht mehr in Erinnerung, so dass ich vor dem heutigen Abend ein wenig aufgeregt war.
Um 19 Uhr waren alle Bretter aufgebaut und ein Großteil unserer Mannschaft trudelte in den nächsten 15 Minuten ein. Für Daniel, der in der Startaufstellung vorgesehen war, allerdings aus Krankheitsgründen nicht antreten konnte, kam Pierre zum Einsatz. Dirks Einschätzung an mich im Vorfeld lautete: wenn wir vorne gegenhalten können haben wir eine reelle Chance hinten unsere Punkte zu erzielen, ein Sieg ist also durchaus im Bereich des Möglichen.
Mit dieser ermutigenden Einschätzung gingen wir in den Wettkampf! Aus Hygieneschutz Gründen mussten wir in der oberen Ebene in zwei getrennten Räumen spielen, was für mich als Mannschaftskapitän neben der Konzentration auf meine eigene Partie auch noch einen Pendelverkehr zwischen den Räumen zur Beobachtung der anderen Partien notwendig machte. Leider konnte ich deswegen nicht das Remis von Arno und die Niederlage von Samuel begleiten. Als kurze Zeit später auch Hanspeter seine Partie aufgeben musste standen wir mit 0,5 zu 2,5 schon ziemlich weit hinten. Dass unsere Gegner aber nicht viel mehr Fortschritte machen konnten ahnten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. Zuerst konnte ich meinen Gegner an Brett 1 besiegen, nachdem dieser in einer langen Variante letztendlich einen Zentralbauern verlor und danach die Stellung nicht mehr halten konnte.
Nach meinem Sieg eilte ich sofort in den Nachbarraum, um mit Freude zu sehen, dass Alfred total auf Gewinn stand und Ulf langsam aber sicher seinen Bauernvorteil in einem Turmendspiel verwerten konnte. Zeitgleich stand Bela allerdings in einem Damenendspiel mit einem Bauern weniger optisch schlecht und Pierre hatte seine Gewinnstellung in einem Springerendspiel gerade aus den Händen gegeben. Während ich noch mit den beiden um ihre Partien bangte, meldete Alfred seinen Gewinn, 2,5-2,5! Sollten Bela und Pierre ihre Partien halten, dann hätten wir mit Ulfs Gewinnstellung eine Chance auf den Mannschaftssieg. Ich informierte beide über den Stand des Wettkampfs und um 23:15 Uhr stand es tatsächlich nach Belas und Pierres erkämpften Remisen 3,5-3,5! Alles lag nun bei Ulf, der im Turmendspiel in der Zwischenzeit zwei Mehrbauern hatte. Für uns letzte Zuschauer zog sich die Zeit, da Ulfs Gegner einfach nicht aufgeben wollte. Kurz nach Mitternacht war es dann aber soweit, der Gegner gab unmittelbar vor der Umwandlung des Mehrbauern auf, 4,5-3,5 für uns!
Vielen Dank an alle Mitspieler für die tolle Einstellung und das gemeinsam erreichte Ergebnis!