Quarantäneliga: nun Liga 4!

Einige Zeit gab es in der Quarantäneliga nichts Neues zu berichten: Klassenerhalt in Liga 5 wurde quasi selbstverständlich – auch wenn man es jedes Mal erst schaffen musste gelang es fünfmal nacheinander. Nun aber: Aufstieg in Liga 4! Schon letzten Sonntag waren wir nahe dran am Aufstieg, ein Pünktchen fehlte damals – jedenfalls ein Spieler (Name bei der Redaktion bekannt) muss noch lernen, wie man in der letzten gewerteten Partie richtig Remis spielt. Nun waren es 16 Punkte Vorsprung auf Platz 4 – das ist der Endstand in Liga 5B.

Individuell war das Team diesmal zweigeteilt: Fünf punkteten fleißig, fünf nicht so fleißig, aber auch die braucht man – jedenfalls drei der zweiten fünf. Wer am Abend antritt ist tendenziell um 20:00 bekannt (wobei einige auch mal erst etwas später erscheinen), wer gewertet wird um 21:41. Donnerstag waren es SuperBoldi(41), Mabel1479(37), RomanNeverGM(35), psykotiskschack(35), Riedemann(34), und dann rebl(21), thomasrich(21), waelsamaan(20), sowie knapp nicht gewertet Blaflov und Elmo123 (beide 16). Zu diesen Spielern nur soviel: die meisten sassen in München am Computer, aber jedenfalls einer wohl anderswo in Bayern, einer in Polen und einer in den Niederlanden. Von den Wahl-Münchnern haben drei bis vier einen internationalen Migrationshintergrund – der Autor dieser Zeilen verbrachte fast sein halbes Leben im Ausland (gemeint ist nicht Baden-Württemberg, Hessen oder Schleswig-Holstein). In einem Fall ist der Nachname dazu nicht „aussagekräftig“, allerdings der bei der Redaktion ebenfalls bekannte Vorname.

Im Turnierverlauf waren wir etwa bei Halbzeit in der Aufstiegszone, dann vorübergehend im Mittelfeld, und am Ende wieder im oberen Drittel – und Platz drei reicht ja um aufzusteigen.

Ich recherchiere mal nicht, was andere Tarrasch-Spieler (und ihre Gegner) am virtuellen Brett angestellt haben, sondern berichte nur aus eigener Erfahrung. Es war mal wieder durchwachsen: Anfangs lief es gar nicht – drei teils „dumme“ Niederlagen – und dann lief es besser: Die ersten beiden Punkte, da der Gegner keinen Zug ausführte – das nimmt man, jedenfalls für die Mannschaft, erfreut zur Kenntnis. Dann scheiterte der Versuch, den Gegner über die Zeit zu heben, kläglich: aus 9,6 zu 7,6 Sekunden wurde null gegen 0,5 Sekunden. Versucht hatte ich es, da ich zuvor in der Partie klar besser stand, dabei am Ende nicht mehr. Remis anbieten kostet ohnehin zu viele kostbare Sekunden. Mehrere Dinge spielten vielleicht eine Rolle: Er war abgezockter, sein Internet war besser? Ich versuchte auch, dreifache Stellungswiederholung zu vermeiden. Und auch der Weißnachteil: mit dieser Farbe muss man ja immer zuerst ziehen – beim Fussball-Elfmeterschiessen hätte er noch beweisen müssen, dass er in 0,5 Sekunden ziehen kann. Dann zwei Kurzsiege gegen nominell schwache Iraner (Lichess-Elo 1124 und 1373).

Später dann ein Trick, auf den ich nicht so stolz bin und der wohl nur im Blitz funktioniert bzw. funktionieren kann::

Weiß am Zug steht schlecht – Engines kritisierten dabei den letzten schwarzen Zug 35.-Dd1xSd6 denn 35.-Dh5+ war offenbar forciert Matt. Was tun? Ich versuchte noch 36.Dc8+??!?!!? – nach 36.-Txc8 hätte ich halt aufgegeben, aber mein spekulatives Konzept funktionierte: 36.-Kh7?? 37.Dxc2+, was ich mal mit einem Remisangebot kombinierte – ich wollte ihn nicht auch noch über die Zeit heben. Ohnehin: Sorry HelloIamMarc aus Deizisau. Er lehnte ab oder hatte das vielleicht gar nicht registriert, nach 49 Zügen akzeptierte ich dann sein Remisangebot.

Weniger „praktische Chancen“ bot wohl 36.Da8+ Kh7 (36.-Df8 geht natürlich hier auch) 37.De4+ – da riecht Schwarz eher den Braten und findet 37.-Dg6.

Und noch der eine oder andere ganze oder halbe Punkt. Jedenfalls gefühlt spielte ich schlecht, aber meine Gegner eben zum Teil noch schlechter.

Und nun noch Ausblick: Nun sind wir – Momentaufnahme – das beste Münchner Quarantäneliga-Team. Bayern München ist parallel aus Liga 4 abgestiegen – sie hatten einerseits drei IMs, aber andererseits nur sieben Spieler. Dagegen ist Grobes Schach aus dem S-Bahn Bereich (Gröbenzell) weiterhin in Liga 4. Aber nicht in unserer Gruppe: Wir sind in Liga 4A auf jeden Fall das beste deutsche Team, treffen allerdings auf starke internationale Konkurrenz. Bestes deutsches Team bedeutet erst einmal Platz 10.

Unter anderem muss man davon ausgehen, dass Zukertort sich bei Tarrasch für eine kurzzügige Niederlage anno 1887 revanchiert. Dieses Team aus Amstelveen bei Amsterdam spielte gestern mit zwei GMs und fünf IMs, ich nenne mal ein paar Namen: MasterAssasin123 ist Diptayan Gosh aus Kolkata, AlexTriapishko ist wohl Alexandr Triapishko, Batko2003 ist Kirill Shubin, Vagizovich ist Ramil Hasangatin, gammagramma ist Vasily Usmanov – sie sind also international aufgestellt und verzichteten dabei auf den mir persönlich bekannten Robert Ris. Liga 5A war gestern eine andere Kiste – vier Teams mit 375 oder mehr Punkten, angeführt von Zukertort mit 469 Punkten.

Auch Mornar-Split hat mit Ante Saric bereits einen GM. Wir brauchen also wenn irgend möglich auch Titelträger: einen Ukrainer und einen Inder haben wir ja, eventuell auch noch einen mit Wohnsitz USA. Fabi aus New York bekommen wir wohl nicht (auch wenn er, im Weltcup ausgeschieden, eigentlich Zeit hätte), vielleicht Fabi aus Washington? Da weiß ich aber gar nichts: weder ob er diesen Artikel liest, noch ob er überhaupt im Internet spielt, noch ob er dann Sonntag um für ihn 14:00 Zeit und Lust hätte. Sonst müssen es die Stammspieler richten.