In memoriam Manfred Tauber

Am 12.02.2025 ist unser langjähriges Vereinsmitglied Manfred Tauber im hohen Alter von 84 Jahren verstorben.

Manfred war ein Münchener Schach-Urgestein und Unikat, in der Schachszene allseits bekannt und geschätzt, ob im Verein oder beim Riesenschach an der Münchner Freiheit. Zu seinen besten Zeiten hatte er eine Wertungszahl von knapp 2300, was schon einem FIDE-Meister gleichkommt. Er war in den letzten Jahren von großen körperlichen Gebrechen geplagt war, die es ihm nicht leichtgemacht haben. Und trotzdem war er noch mit seinen 84 Jahren geistig noch unglaublich fit und wach, verschmähte dabei die eine oder andere Zigarette nicht, und man munkelt gar, er habe es im Krankenhaus auch nach zig Operationen nie sonderlich lange ausgehalten, sondern sich selbst entlassen, weil er doch lieber wieder Schach spielen wollte. Es war immer eine Freude, ihm hierbei zuzusehen – außer, man saß ihm am Brett gegenüber, denn dort lehrte er die meisten seiner Gegner, ob jung oder alt, bis zuletzt das Fürchten. Noch vor 1-2 Jahren verstärkte er hin und wieder die erste Tarrasch-Mannschaft in der Landesliga und punktete zuverlässig. Erst recht bei seinen – zuletzt leider weniger werdenden – Einsätzen für zweite Tarrasch-Mannschaft in der Münchner Bezirksliga, wo er mit leichter Hand auch nominell hochkarätige Gegner vom Brett fegte. Bei einem Auswärtsspiel meinte ein Vertreter des gastgebenden Vereins gar: „Ihr seid echt fies, ihr habt den Tauber dabei!“ Am 24. Januar diesen Jahres hat er noch um die Tarrasch-Klubmeisterschaft im Schnellschach gekämpft und sie nur knapp verfehlt.

Wir haben Manfred als einen sehr angenehmen, immer freundlichen und unterhaltsamen Menschen kennengelernt und als stets hoch motivierten Mannschaftskollegen, der seinen Teil für das Team immer beigetragen hat, unkompliziert und zuverlässig. Unglaublich, was Manfred trotz Alters und schlechter Gesundheit am Schachbrett noch gerissen hat. Keiner war so zäh wie er und konnte allen bis zum Schluss diesen Respekt als schachlichen Gegner abnötigen.

Es ist sehr schade, dass er von uns gegangen ist. Wir werden ihn vermissen und immer ein gutes Andenken an ihn bewahren. Wir hoffen, es geht ihm jetzt besser, wo immer er auch ist.

Schnellschach-Klubmeisterschaft 2024: der Tarrasch-Tisch, mit Manfred Tauber vorne rechts

Manfred Tauber verstorben – ein persönlicher Nachruf von Robert Klenk

Im Alter von 85 Jahren verlässt ein Urgestein die Münchener Schachszene für immer. „Der Tauber“ war fast jedem ein Begriff, der etwas länger dabei war, bekannt als echter Typ mit Ecken und Kanten; kannte man ihn näher, wusste man jedoch auch um seine feinfühligen und ungeheuer humorvollen Seiten. In schachlicher Hinsicht war er von Spielern jeder
Stärke geachtet und gefürchtet.

Persönlich habe ich die erste Erinnerung an ihn als Jugendspieler. Ein Typ um die 50, der bei fast jedem Blitz- oder Schnellturnier mindestens einmal lautstarken Protest vom Stapel ließ, weil er sich benachteiligt fühlte. So mancher Turnierleiter hatte seine liebe Mühe, den heiligen Zorn des Caissa-Jüngers zu besänftigen. Auch sonst hörte man im Laufe der Jahre unzählige Anekdoten von ihm, etwa von seinen jahrzehntelangen Freiluft-Schach-Abenteuern, erst am Sendlinger Tor, dann an der Münchner Freiheit und der Reichenbachbrücke, wo er quasi zum Inventar gehörte. Knapp bei Kasse, hatte er aber schon früh mit vielen verschleppten medizinischen Problemen zu kämpfen.

Manfred war einer der talentiertesten Spieler, die ich je getroffen habe. In seinen besten Zeiten besiegte er auch mal Großmeister, und das, obwohl er nach eigenen Angaben nie ein Schachbuch in der Hand hatte. „Ich war halt ein fauler Hund, sonst wär vielleicht was aus mir geworden“ erzählte er lachend auf einer gemeinsamen Autofahrt.

In seinen späteren Jahren bewohnte er relativ früh ein Altersheim, der tägliche Überlebenskampf wich einem geregelteren Leben und er wurde ausgeglichener, manche würden sagen altersmilde. Besonders gefiel mir, dass er trotz beachtlichen eigenen Könnens nie seine Gegner herabwürdigte, sondern stets betonte, dass er zu kämpfen hatte, auch nach Siegen.

Am Spielen hatte er fast bis zuletzt seine Freude, Mannschaftsturniere mochte er besonders. Selbst jenseits der 80 gab es das eine oder andere Schnellturnier, das er trotz starker jüngerer Konkurrenz gewinnen konnte. Ddamit gehört er zu den ganz Wenigen, die dem Alter in puncto Spielstärke bis zuletzt die Stirn boten.

Die letzten zwei, drei Jahre standen mehr und mehr im Zeichen gesundheitlicher Probleme. Zäh wie am Brett, entschlüpfte er nach vielen OPs und Infarkt mehrfach nur knapp dem Schwarzen König aus dem finalen Mattnetz. Am 12. Februar endete die Partie seines Lebens.

R.I.P. Manfred, man wird sich noch sehr lange an dich erinnern.

Robert Klenk