Tarrasch-Erfolge bei DSJ-Weihnachtsturnieren (UPDATE)

Größter Erfolg war Silber für die U16, das kam auf Umwegen zustande (siehe unten). Aus dem Grund, der bei U16 eine Rolle spielte, ist Bronze für die U14 noch nicht definitiv. UPDATE: Auch das wurde Silber und ist wohl noch höher zu bewerten. Die U12 belegte einen beachtlichen 7. Platz, die U10 gewann immerhin fünf Mannschaftspunkte – das war Platz 43 für eine auch relativ zu dieser Altersklasse weitgehend junge Truppe.

Traditionell werden zwischen Weihnachten und Neujahr deutsche Jugend-Vereinsmeisterschaften ausgetragen, diese Tradition wird wohl nach der Pandemie fortgesetzt. Nach derzeitigem Stand spielt die U14 von Tarrasch irgendwann 2022 irgendwo (wohl nicht, wie zunächst geplant, in Berlin) am Brett die DVM 2021.

Was immer geht: Schach im Internet. Das hat diverse Vorteile: Man kann schnell und umweltschonend viele Kilometer zurücklegen. In vier Altersklassen besuchte Tarrasch – um nur ein paar Großstädte zu nennen – Hamburg, Hannover, zweimal Rostock, Magdeburg, Halle und Düsseldorf. Gastgeber waren wir dreimal gegen Berlin sowie gegen Frankfurt, ebenfalls Hannover und Dresden – nie musste ich klären, ob das ASZ zur Verfügung steht und welche Corona-Regeln aktuell gelten. Es gab auch kürzere Internet-Reisen: Kelheim, Garching und Zugzwang München.

Ein anderer Vorteil: Man kann überall spielen, einzige Voraussetzung stabiles Internet. Das war in Ägypten der Fall – nicht sofort aber im Turnierverlauf. In Österreich ist es nicht der Fall – jedenfalls dann nicht, wenn man da unterwegs ist und keine feste Adresse hat. Ob es im finnischen Lappland Internet gibt wurde nicht vorab untersucht – die paar Stunden Tageslicht, die man da um diese Jahreszeit hat, sollten ohnehin anderweitig genutzt werden.

Damit ist bereits angedeutet: Mannschaftsaufstellungen waren abhängig davon, wer in der letzten Dezemberwoche keine anderen Pläne hatte. Dabei waren es dann weitgehend diejenigen, die zuvor auf bayerischer Ebene gespielt hatten bzw. die U14, die in Berlin gespielt hätte. Die U16 hatte zuvor gar nicht gespielt, da in München und eventuell Bayern immer parallel mit U14 – nun an zwei unterschiedlichen Tagen, also konnten zwei doppelt spielen. Insgesamt waren es so 14 Spieler für `16 Bretter – halt, politisch korrekt: 13 Spieler und eine Spielerin.

Man musste sich ja auch nicht für die Turniere qualifizieren. Es spielte also keine Rolle, dass die U10 das in Regensburg bei weitem und erwartungsgemäß nicht geschafft hatte, dass die U12 im bayerischen Halbfinale ausschied, die U14 dagegen bayerischer Meister wurde während die U16 wie gesagt gar nicht gespielt hatte. Im Teilnehmerfeld diverse für Jugendarbeit bekannte Vereine aus ganz Deutschland, teils auch mit mehreren Mannschaften in derselben Altersklasse (das schaffte Tarrasch nicht). Aber auch (mir) zuvor unbekannte Vereine. Sasel klingt nach tiefster Provinz, ist aber laut Google ein Stadtteil von Hamburg – wieder was gelernt. Kastellaun ist tiefste Provinz im Hunsrück, dabei machen sie viel Lärm Öffentlichkeitsarbeit im Internet. Gernsheim (westlich von Darmstadt am Rhein) war mir ein Begriff, da ich in Südhessen aufgewachsen bin.

Dass Schach im Internet auch Nachteile, Risiken und Nebenwirkungen hat – siehe unter U16 (und nun auch U14).

Es gab diverse Überraschungen kurz vor, teils während und einmal zweimal auch nach dem Turnier. Das wird nur angedeutet, und ich bespreche keinesfalls alle insgesamt hundertzwölf Partien. Relativ kurz zu den einzelnen Turnieren:

Die U10 spielte letztendlich – ein Wechsel im letzten Moment – in derselben Aufstellung wie bei der bayerischen U10-MM in Regensburg: Erik Hakobyan (2/7), Matthias Mingze Li (3/7), Julius Tempich (2/7), Mateo Jonas Lang (5/7). Klar war, dass Erik das Spitzenbrett bekommt, die drei anderen sind noch U8 und DWZ-los – da hätte ich die Reihenfolge auch anders auswürfeln können. Es gab das erwartete Auf und Ab im Schweizer System: Niederlage Sieg Niederlage Sieg Niederlage Unentschieden Niederlage. Am Ende quasi dasselbe Ergebnis wie in Regensburg: 5-9 Mannschaftspunkte, allerdings diesmal kein Sieg gegen Freilos und trotzdem ein Brettpunkt mehr. Auch keine Komplikationen wie vor Ort in Regensburg: weder wurde (soweit mir bekannt) ein Spielervater von einem Hund gebissen, noch musste ein Schiedsrichter bei regelwidrigen Zügen eingreifen – das macht ja Lichess, man kann es zwar versuchen aber es bleibt beim Versuch.

Turnierseite U10

Bericht zur U16 zweigeteilt: Während dem Turnier hatten sie nach vier Runden mit 6-2 Mannschaftspunkten eine gute Ausgangsposition, die schien danach dahin: Ich will ja nicht auf einzelne Partien eingehen, aber in Runde 5+6 geschahen in drei Partien unglaubliche Dinge – dadurch nur ein Mannschaftspunkt, vier waren möglich. Und auch die letzte Runde ging verloren, zunächst damit Platz 14 im Turnier, nach Setzliste war Tarrasch Sechster.

Dann Cheating-Kontrolle und tags darauf eine Mail von Harald Koppen: „tatsächlich gab es drei Spieler, die des Cheatings überführt wurden. Da ihr alle drei erwischt habt lohnt sich ein neuer Blick in die Tabelle …“ . Wir bekamen neben drei Brettpunkten auch vier Mannschaftspunkte dazu und waren plötzlich Zweiter! Etwas kurios, da wir kaum gegen Spitzenteams gespielt hatten – Ergebnisse kann man nachträglich korrigieren, Paarungen im Schweizer System nicht. Das galt ähnlich für den VfL Leipheim auf nun Platz 4 – auch sie bekamen drei Mannschaftspunkte nach dem Turnier dazu. Leidtragender Garching, das von Platz drei auf Platz fünf abrutschte. Die drei noch negativer betroffenen Vereine (und die jeweiligen Spieler) bleiben anonym, man kann es natürlich herausfinden.

Einzelergebnisse (Partien gegen nach Lichess-Regelwerk überführte Cheater separat): Aaron Schwan 3/6+1/1, Arthur Humbert 4.5/7, Hüseyin Seyfi Girgin 6/7, Daniel Bloch 3.5/5+2/2. Hüseyin spielte formal an Brett 4, de fakto an Brett 3 (der kurzfristig verhinderte Alexander Rudolph blieb in der Aufstellung und pausierte durchgehend). Es war der zweite Brettpreis an Brett 4, das wäre auch an Brett 3 der Fall gewesen.

Turnierseite U16

Tags darauf zeigte die U12, worauf es im Schweizer System vor allem ankommt: die letzten Runden. Das 2-2 zu Beginn gegen Fuß Brothers Jena (am Ende 46. im Turnier) lag u.a. an Internet-Problemen in Ägypten – Ferdinand verlor kampflos durch Zeitüberschreitung. Bis das geklärt war spielte dann dankenswerterweise Erik. Tags zuvor hatte ich ihm noch mitgeteilt „Du wirst nicht gebraucht, Roman (auch irgendwo und nicht zu Hause in München) hat stabiles Internet“ – nun musste ich ihn reaktivieren. Die knappe 1,5-2,5 Niederlage gegen TSG Oberschöneweide aus Berlin, nominell an drei von vier Brettern klar überlegen, war vermeidbar – Roman entglitt eine Stellung mit Mehrqualität zum Remis. Da war mehr drin, zugegebenermaßen einen halben Zug lang auch weniger. Die nächste Niederlage gegen TuS Makkabi Frankfurt war dagegen berechtigt/verdient. Zwischenstand 5-5 Mannschaftspunkte, dann hohe Siege in den beiden letzten Runden und so Platz 7 für den 18. der Setzliste.

Individuell überzeugte Alexander Rudolph mit 6/7 am Spitzenbrett gegen teils starke Gegner, sowie Ferdinand Lipinsky – nachdem er spielbereit war – mit 4/4 an Brett 4 (dafür bekommt er aber, da zu jung, keinen Schnaps!) gegen DWZ <1000. Ebenfalls beigetragen haben Roman Daugavet (Brett 2 3.5/7), Georg Burmeister (Brett 3 4.5/7) und Erik last minute Hakobyan (Brett 4 1/2). Für Alex das drittbeste Ergebnis am Spitzenbrett.

Turnierseite U12

Die U14 machte es tags darauf ähnlich aber besser als die U12: nach 3 Runden 3-3 Mannschaftspunkte, also Mittelfeld der Tabelle und damit unter Zugzwang, wenn man noch vorne mitmischen will. Ab sofort immer 3-1, erst gegen – ja genau – Zugzwang München (nominell unterlegen und nur zu dritt), dann gegen die nominell (Mittelwert über 4 Bretter) etwa gleichwertigen TSG Oberschöneweide (die schon wieder, immer noch aus Berlin) und USV Halle. Und in der letzten Runde auch am Spitzenbrett gegen DWZ-Favorit Schachzwerge Magdeburg, bis dahin auf Meisterschaftskurs – aber auch sie hatten gegen die „Schachriesen“ von Tarrasch das Nachsehen!

Stand direkt nach dem Turnier: Magdeburg behielt gegenüber Tarrasch bei Gleichstand nach Mannschafts- und Brettpunkten die bessere Feinwertung, somit Platz 1 für Chemnitz (mit Dank an Tarrasch), Platz 2 für Magdeburg und Platz 3 für das an fünf gesetzte Tarrasch. Dass es insgesamt eine geschlossene Mannschaftsleistung war zeigt sich auch daran, dass die individuellen Niederlagen in den letzten vier Runden gleichmäßig über Brett 1-4 verteilt waren.

Noch steht bei U14 „Die Tabelle ist noch vorbehaltlich der Cheating-Kontrolle.“. Das war so, als der Bericht veröffentlicht wurde. Nach der Cheating-Kontrolle wurde aus 3-1 gegen Schachzwerge Magdeburg 4-0, und aus Bronze Silber.

Einzelergebnisse: Siri Marleen Prinzen 4/6 + 1/1, Aaron Schwan 5/7, Pierre Lipinsky 5/7, Hüseyin Seyfi Girgin 5.5/7. Für Hüseyin wieder das zweitbeste Ergebnis an Brett 4 – wenn Schnellschach im Internet aussagekräftig ist bewies er bei U16 und U14, dass er DWZ-mäßig derzeit unterbewertet ist.

Turnierseite U14

Was in diesem Bericht fehlt sind Gruppenfotos: Nur bei der U14 hatte ich die Idee „Screenshot aus der Videokonferenz“, aber nur Aaron war bereit und/oder in der Lage, seine Webcam einzuschalten. Was auch fehlt sind Fotos der Pokale, die werden von der Deutschen Schachjugend erst im Januar per Post verschickt – jeweils an alle eingesetzten Spieler(innen), bei Tarrasch U16 und U14. Neben Aaron und Hüseyin bekommt auch Siri zwei Pokale: als Gastspielerin hat sie zu Silber von Garching bei der U16w beigetragen.

Tja, wie ist das Ergebnis der U16 nun einzuordnen? Wenn man es so akzeptiert wie es offiziell im Internet steht, bekam in den offenen Turnieren deutschlandweit neben Tarrasch München nur ein Verein zwei Medaillen bzw. acht Pokale: TSG Oberschöneweide (die schon wieder, immer noch aus Berlin) mit Silber bei U10 und Bronze bei U12. Bei der U10 waren sie dabei das beste deutsche Team. Da gewann nämlich „Beijing Great Wall“ – ein DWZ-loses Team der deutschen Botschaftsschule in Peking, das mit 14-0 Mannschaftspunkten abräumte. Wenn man weibliche Altersklassen auch berücksichtigt war auch SchachAkademiePaderborn doppelt erfolgreich: Gold bei U16, Silber bei U12w. Bei U12w ging Bronze an den FC Bayern München. München (vier Medaillen für drei Vereine) gewann damit auch die inoffizielle Städte-Gesamtwertung vor Berlin und Paderborn (jeweils drei Medaillen für zwei Vereine).