Überzeugender Auftritt der Tarrasch U12 beim DSJ-Gründungsturnier auf Lichess

Nach leicht holprigem Start aufgrund von Internet-Problemen drehte die erste Mannschaft am “Faschingssonntag” (Gänsefüsschen da er ja ansonsten nicht stattfand) auf. In der letzten Runde passierte das, wovon Fussballer träumen: eine Reise nach Berlin (bereits die zweite im Turnier, aber in Runde 7 war es das Spitzenbrett). Eine Medaille war möglich, theoretisch sogar Gold. Aber der überlegene Turniersieger Borussia Lichtenberg war dann doch zu stark, und so wurde es Platz 8 – nach Mannschafts- und Brettpunkten gleichauf mit vier weiteren Teams (u.a. Garching) bei bester Sonneborn-Berger Wertung. Immer noch ein gutes Ergebnis für den 11. der Setzliste. Tarrasch2 gewann an Erfahrung und belegte Platz 86 von 92 Teams.
Für Tarrasch1 spielten Aaron Schwan, Alexander Rudolph, Pierre Lipinsky und Roman Daugavet. Die zweite Mannschaft (Nathan van Melle, Erik Hakobyan, Ferdinand Lipinsky, Julius und Fabian Spaniol) war zu fünft und wechselte durch. Individuelle Ergebnisse: Aaron 3/7 (am Spitzenbrett starke Gegner), Alexander 5/7, Pierre 5/7, Roman 5.5/7 – bei Alexander und Roman je eine Niederlage aus nicht-schachlichen Gründen (s.u.). Sowie Nathan 4/6, Erik 1/6, Ferdinand 3/6, Julius 1.5/5, Fabian 0.5/5. Alle Details zum Turnier.
Ende Dezember war dieses Turnier auf Chessbase grandios gescheitert und wurde nach zwei Runden wegen anhaltender Serverprobleme abgebrochen. Nun wurde es auf Lichess wiederholt, mit einem Tool des SK Kelheim zwecks Durchführung von Mannschaftsturnieren nach Schweizer System. Erste aber nicht einzige Kuriosität im Dezember: Damals spielte Tarrasch1 in der ersten Runde gegen Borussia Lichtenberg – ausgelost wurde nicht nach DWZ-Schnitt, sondern nach Alphabet der Vereinsnamen, also u.a. SC Borussia Lichtenberg – SK Tarrasch 1945 München. “Club oder Klub” war relevant!
Wie nun ausgelost wurde ist nicht ganz klar, jedenfalls spielte Tarrasch1 zu Beginn gegen Baden-Baden und war nach DWZ klarer Favorit: Sie haben zwar offenbar Spieler mit “Migrationshintergrund” (wie viele andere Teams, auch Tarrasch), aber bei der U12 im Gegensatz zum Bundesliga-Team wohl nur Spieler mit Wohnsitz in Deutschland. Nur 3-1 für Tarrasch, da Alexander offenbar Verbindungsprobleme hatte und nach 0 Zügen die Bedenkzeit überschritt.
Ein anderes Internet-Problem in Runde 2 gegen die zweite Mannschaft von Schachzentrum Bemerode aus Hannover: Roman wurde Opfer der übereifrigen Lichess-Polizei – nach 8 Zügen stand da “cheating detected, 1-0 (für den Gegner)”. Ich habe beim Turnierleiter Harald Koppen nachgefragt: auf Romans Computer war ein nicht erlaubtes anderes Schachfenster geöffnet, dann wird man automatisch disqualifiziert – immerhin nicht für das gesamte Restturnier gesperrt. Tatsächlich schummeln konnte Roman gar nicht, es war auch keine eröffnungstheoretisch bekannte Stellung. Dies auch als Hinweis/Warnung an alle: derlei ist sicher auch in der Quarantäneliga möglich! Das 2-2 gegen Bemerode 2 war im Nachhinein vielleicht ein korrektes Schweizer Gambit: So vermied Tarrasch1 vorläufig die stärksten Gegner.
Drei Siege folgten: ein knappes 2.5-1.5 gegen Kastellaun aus dem Hunsrück (gut genug, wobei Brettpunkte auch zählen) und zweimal 4-0 gegen TSG Oberschöneweide 3 aus Berlin und den SK Bad Homburg aus Hessen. Das erste 4-0 war jedenfalls in dieser maximalen Höhe glücklich: Aaron gewann, nachdem der Gegner zuvor ein zweizügiges Matt übersehen hatte. Alexander stand mit Mehrqualität auf Gewinn, aber das abschliessende 23.Txf2 war eigentlich ein Turmeinsteller. Zum Glück machte der Gegner das, was ich auch manchmal mache: mit noch reichlich Bedenkzeit aufgeben, ohne sich nochmals in die Stellung zu vertiefen.
Nun war Tarrasch jedenfalls an den vordersten Tischen angekommen. Gegen den späteren Zweiten Düsseldorf ein schwarzer Moment für beide Teams: vier Schwarzsiege, also 2-2. In der letzten Runde wie eingangs erwähnt Bayern gegen Preußen mit dem besseren Ende für die Preußen. Borussia Lichtenberg dominierte insgesamt, u.a. aber nicht nur dank Magnus am Spitzenbrett: der junge Herr Ermitsch erzielte am Spitzenbrett 7/7, also hatte auch Aaron das Nachsehen (der etwas ältere Herr Carlsen schaffte überlappend bis danach auf einem anderen Server 1.5/4 gegen einen stärkeren Gegner). Roman (im Internet Roman-Meister, so spielte er bis auf den Unfall in der zweiten Runde) gewann, Alexander verlor. Pierre spielte noch und schaffte, was Alexanders Gegner in Runde 4 verpasst hatte: aus einer Qualität weniger wurde durch Turmgewinn eine Mehrfigur! Leider verlor er danach mit Sekunden auf der Uhr den Überblick und verlor doch noch. Damit statt der plötzlich möglichen Bronzemedaille Platz 8 für Tarrasch. Für Gold hätten sie ein weiteres 4-0 gebraucht, das war gegen diesen Gegner unrealistisch.
Ich konzentrierte mich auf die erste Mannschaft, etwas Coaching war ja im teaminternen GotoMeeting möglich: Zwischenstände durchgeben, “Remis reicht!”, einmal auch “Remis reicht in dieser Stellung nicht!” – als ein Spieler mit Mehrdame die Züge wiederholte, aber sicher wusste er ohnehin, dass da mehr drin ist. Mehr ging “im Prinzip”, da es ja ein teaminternes Meeting war, aber das mache ich nicht. Einmal murmelte ich bei eingeschaltetem Mikrofon für mich selbst “das ist wohl unklar” und beantwortete die Nachfrage “welche Partie?” mit “darf ich ja nicht sagen!”.
Bei der zweiten Mannschaft habe ich immerhin nie vergessen, die Aufstellung für die nächste Runde durchzugeben (jeweils Pausetaste für einen anderen Spieler). Ihre Deutschlandreise begann gegen Düsseldorf, dann Kornwestheim bei Stuttgart, Berlin, Garching bei München (dritte Mannschaft), Fritzdorf in NRW, München (Schachfreunde Gern 5) und abschließend eine weite Internet-Reise nach Bremen. Nach DWZ sollten sie irgendwo im Mittelfeld landen, aber DWZ ist generell bedingt aussagekräftig und in Corona-Zeiten auch veraltet.
Nach neuester Planung für Tarrasch1 eventuell Ende Mai eine Zugreise nach und Übernachtungen in Magdeburg – falls die DVM dann tatsächlich stattfindet und falls unser Freiplatzantrag genehmigt wird. Bis dahin wird noch viel Wasser fliessen – an der Isar, der Elbe, der Spree, dem Rhein und anderen Flüssen. Das ist aber irrelevant, im Gegensatz zu eventuellen weiteren Mutationen des Corona-Virus. (TRi)